Der Hof Ramsbrock findet bereits im Jahr 1556 zum ersten Mal im Ravensberger Urbar Erwähnung, er muss etwa um 1500 von Jobst von Rammerßbroich am Reiherbach gegründet worden sein. Im Brandenburgischen Bonitierungskataster 1686 erhält er sogar die Nr. 1, obwohl er nicht der größte oder älteste Hof war.

Bis 1938 erfolgten zahlreiche Zukäufe, so dass der Hof insgesamt auf ca. 92 ha erweitert wurde. Es gibt im Bielefelder Süden kein gleichwertiges und so gut im alten Bauzustand erhaltenes Hofensemble, das aus größtenteils denkmalgeschützten Bauwerken besteht (Hauptgebäude, Historischer Schafstall, Wassermühle, Leibzucht, Nord- und Siekkotten).

1986 wurde der Hof Ramsbrock von der Stadt Bielefeld mit dem Ziel erworben, konzentriert Ersatzmassnahmen für Landschaftseingriffe im Bielefelder Süden zu realisieren. Die Ackerflächen wurden weitgehend mit Laubgehölzen aufgeforstet. Die Grünlandflächen wurden nicht mehr gedüngt oder gespritzt und werden seitdem naturnah von der Bielefelder Naturschutz-Schafherde bewirtschaftet. Bachverläufe wurden renaturiert und stellenweise verschlossen, um den Grundwasserstand wieder anzuheben. In diese Flächen wurden dauerhafte Kleingewässer und temporäre Blänken gelegt, die für Amphibien, Libellen und Vogelarten besondere Bedeutung haben. Ergebnis: die Artenzahlen bei Pflanzen und Tieren steigen und immer mehr Spezialisten wandern ein, die diese feuchten Standorte brauchen und oft auf der Roten Liste stehen, weil es diese Biotoptypen zu selten gibt.

Der Landschaftspflegehof Ramsbrock bietet mit seiner Lage, seiner Größe, seiner Ausstattung mit unterschiedlichern Lebensräumen und seinen Gebäuden mit der Schafherde und den Lämmern eine für das Bielefelder Stadtgebiet herausragende Möglichkeit, umweltpädagogische Maßnahmen durchzuführen. In 2007 wurde dazu die Naturerfahrungsfläche Sennecamp gebaut, in dem Kinder sennetypische Lebensräume wie Heide, Sandboden. Magerwiese, Wald oder Kleingewässer entsprechend ihrer kindlichen Neugier erleben können.

Bildergalerie:

Um Interessierten einen Überblick über die neu geschaffene Artenvielfalt auf dem Hof zu geben, ist 2007 ein naturkundlicher Lehrpfad eingeweiht worden.

Ramsbrock ist auch Ausgangs- und Endpunkt des Naturerlebnisweges „Bielefelder Lämmerweg“, auf dem man den Zug der Schafherde bis nach Ubbedissen in den Teutoburger Wald nachempfinden kann. Auf diesen insgesamt ca. 23 km sowie den dazugehörigen Teilstrecken wandert man durch mehrere Naturräume und erkennt die Vielfalt von naturnahen Lebensräumen, wie Kalk- und Sandmagerrasen, Heiden, Dünen oder Feuchtwiesen. Ein ausführlicher Wanderführer ist ebenfalls dazu erschienen.

Hoffeste wie z. B. der alle zwei Jahre stattfindende Bielefelder Apfeltag oder der Tag der Artenvielfalt haben auf Ramsbrock schon gute Tradition. Regelmäßig machen mehrere tausend Besucher von dem familienfreundlichen Angebot Gebrauch. Ziel ist es dabei, den Besuchern die heimische Artenvielfalt und die Lebensräume nahe zu bringen, um ihr Verständnis und Engagement für Natur und Naturschutz zu wecken.

2012 wurde der Förderverein Landschaftspflegehof Ramsbrock gegründet, dem es 2015 gelang, 700.000 € für die Sanierung des Hauptgebäudes zusammen zu bekommen. 2018 war das Hauptgebäude als Unterbringung für die umweltpädagogischen Aktivitäten und die Vereinszwecke fertiggestellt. Im darauffolgenden Jahr sorgten ca. 140 fleißige Helfer*innen der BaseG dafür, dass die Außenanlagen innerhalb von nur einer Woche neugestaltet wurden. In 2021 wurde dann schließlich die Hofzufahrt befestigt und barrierefrei ausgeführt.

Für weitere Infos:
Hans Schumacher,
Chronik Ramsbrock-vom Colonat zum Landschaftspflegehof
ISBN 978-3-00-050426-6